Unsere Kolpingsfamilie in den letzten Jahren


In den letzten Jahren ist es um die Haager Kolpingsfamilie etwas stiller geworden“, so schließt unser Haager Historiker, Herr Dr. Eugen Kellner, seinen Artikel über die Geschichte des Haager Kolpingsvereins. Wenn man seine Zusammenfassung geschichtlicher Daten aufmerksam durchliest, so erfährt man deutlich, daß die Kolpingsfamilie über die ganze Zeit hinweg seit ihrer Gründung viel „Auf“ und „Ab“ durchgemacht hat. Nicht zuletzt waren hier natürlich die beiden Weltkriege wesentliche Einschnitte im Vereinsleben und - oft noch viel mehr - im Leben des Einzelnen. Nach jeder Krise gab es jedoch einige wenige, die das Gedankengut Adolph Kolpings immer wieder bewahrten und weitertrugen.

Eine „HochZeit“ erlebte unsere Kolpingsfamilie sicherlich in der Zeit nach 1980, als ein fester Kern junger Kolpingsmitglieder sowohl mit zahlreichen Aktivitäten in der Öffentlichkeit in Erscheinung trat, als auch die Jugendarbeit in Kolpingsgruppen pflegte. In unserer Chronik ist im Rechenschaftsbericht von 1986 nachzulesen, daß damals fünf Gruppen existierten: Eine Kindergruppe von 8 bis 10 Jahren, zwei Gruppen von 9 bis 11 und von 12 bis 14 Jahren, eine Jugendgruppe von 14 bis 16 Jahren und eine offene Gruppe von damals 17 bis 24 Jahren.

Zu späterer Zeit ging aus all diesen Gruppen leider kein Gruppenleiter-Nachwuchs mehr hervor, so daß heute leider keine Kinder- und Jugendarbeit mehr stattfindet. Geblieben ist jedoch ein „harter Kern“ aktiver Mitglieder, die nach wie vor Aktivitäten und Veranstaltungen jeder Art planen und organisieren. Und die derzeitige Altersstruktur (viele junge Familien mit Kindern) läßt darauf hoffen, daß aus diesen Altersgruppen wieder neuer Kolpings-Nachwuchs im wahrsten Sinne des Wortes „wächst“.

Auf einem kleinen Streifzug durch die Aktivitäten der letzten Jahre begegnet uns vielleicht zuerst das „Spiel ohne Grenzen“ im Schloßhof, bei dem Kolpingsgruppen aus dem ganzen Bezirk eingeladen waren und das sicherlich einen Höhepunkt in den damaligen Vereinschroniken darstellte.

Die kontinuierliche Arbeit in unseren Jugendgruppen bildete lange Zeit unseren Schwerpunkt. Sie wurde immer wieder aufgelockert durch Ausflüge, Zeltlager und alle möglichen Aktivitäten. Ebenfalls von den Gruppen veranstaltet wurde jedes Jahr ein „Warten aufs Christkind“ und auch ein Kinderfasching im Pfarrheim.

Über lange Jahre hinweg wurden auch die allermeisten Jugendgottesdienste, die in Haag bereits eine sehr lange Tradition haben, von den Kolpingsgruppen gestaltet. Unzählige Einakter der „Kolpings“ erfüllten verschiedene Anlässe der Pfarrei, besonders die über viele Jahre hinweg veranstalteten Pfarrfamilienabende, mit Leben.

Ein „einnehmendes Wesen“ hatte man stets bei den zahlreichen Sammlungen. So führte die Kolpingsfamilie einen allgemeinen Sammeltermin für Altpapier und später auch für Wertstoffe ein. Mit dem Erlös aus dem Altpapierverkauf konnten viele Projekte unterstützt werden. Daneben organisierte die Kolpingjugend auch in Haag die „Aktion Rumpelkammer“, eine alljährliche Sammlung auf Landkreisebene, die in den anderen Pfarreien meist von der Landjugend durchgeführt wurde.

Stets gut besucht waren die traditionellen Kolpings-Sonnwendfeiern, die in Aicha, in Starnhöllmühle, und später noch einmal in Stauden veranstaltet wurden.

Einige Male wirkten wir auch schon am damals neu erstandenen Haager Faschingszug mit. Unbedingt zu erwähnen ist hier auch die leider nur einmalige Bereicherung des Haager Faschings mit der Kolpings-Burschengarde. Hinzu kamen in der Faschingszeit die immer sehr beliebten Parties in der JägerKantine; auch zu Sylvester wurden hier jedes Jahr rauschende Feste gefeiert. Und wenn wir schon bei den Festen sind, viele erinnern sich sicher noch gerne an unsere orientalischen, römischen oder sonstigen Festlichkeiten.

Einige Jahre versuchten wir uns auch im wöchentlichen Kegeln im Hofgarten und in Rosenberg; bis zur richtigen Turnier-Qualität konnten wir es allerdings dabei nie bringen.

Mit unserem damaligen Präses, Pfarrer Herbert Ziegenaus, durften wir erstmals unsere Hüttenwochenenden im Zillertal verbringen. Und die damals wirklich noch einfache Ausstattung der Unterkunft inklusive Fußmarsch vom Parkplatz und Matratzenlager ließen damals wirklich noch den richtigen „Hüttenzauber“ aufkommen.

Eine wirklich schon „althergebrachte“ Einrichtung ist in der Haager Kolpingsfamilie der Nikolausdienst, von jeher immer schon die Gelegenheit zur Zusammenarbeit von Alt und Jung. Und die im Czepan-Keller traditionell und einwandfrei hergerichteten Heiligen mit ihren Begleitern kamen auch bei der Bevölkerung von Haag und Umgebung immer so gut an, daß wir uns über fehlende Aufträge nie beklagen konnten. Mit den Erlösen konnten wir so manche Projekte und Bedürftige unterstützen.

Schon immer war die Kolpingsfamilie eine wichtige Einrichtung für die Erwachsenenbildung, wenn auch die Bedeutung durch die in den letzten Jahren geschaffenen vielfältigen Bildungsangebote etwas abgelöst wurde. In den letzten Jahren sind aber unter vielen anderen sicherlich die Vorträge unseres langjährigen Präses Pfr. Herbert Ziegenaus hervorzuheben. Beinahe nahtlos übernommen wurde diese Tradition von unserem jetzigem Präses Pfr. Heinz Prechtl, der ebenfalls mit verschiedenen Themen das Interesse der Zuhörer fand. Unbedingt zu nennen ist hier auch der leider kürzlich ganz plötzlich und unerwartet verstorbene Lehrer aus Wasserburg Jörg Prantl, für viele aus der Schulzeit nur als „Joe“ bekannt, der in der Haager Kolpingsfamilie viele male in seiner unverwechselbaren Art von seinen Reisen berichtete.

Ein nicht so erfreulicher Anlaß, der Abschied von unserem Präses Herbert Ziegenaus, wurde von der Kolpingjugend ebenso festlich gestaltet wie die dann wiederum erfreulichere Amtseinführung von Heinz Prechtl in Haag.

Musikalische Veranstaltungen und Konzerte gehörten ebenfalls seit jeher zum Programm. Einige male wurde das Folklore-Treffen mit Gruppen aus Israel, Ungarn, Irland und vielen anderen Ländern veranstaltet. Und bereits viele Male war die Aschauer Rhythmusgruppe zu Gast in Haag, stets vor vollem Hause, ob in der Schul-Aula, im Schloßhof oder im Bürgersaal. Einen Höhepunkt bildete hier sicher das 1998 veranstaltete Doppelkonzert zum 25-jährigem Jubiläum, bei dem aus dem Erlös über 12.000 DM gespendet werden konnten.

Unterschiedlich besucht waren unsere Kolpings-Ausflüge von PKW-Besetzung bis hin zu zwei Bussen. Ziele waren unter anderem Aschau, Sachrang, Schwarzenfeld in der mittleren Oberpfalz und auch Salzburg.

Unser Programm rundeten in den letzten Jahren immer unsere Maiandachten ab, die wir bevorzugt in den kleinen Kirchlein und Kapellen in der näheren Umgebung abhielten. Unter anderem besuchten wir dabei Berg, Limberg, Reith, Pyramoos, Zell bei Wasserburg und Freimehring. Die Ziele wurden nicht zuletzt so ausgesucht, daß auf dem Heimweg immer eine günstige Möglichkeit zur Einkehr aufgesucht werden konnte.

Nachdem gerade Weihnachten und Ostern für die nicht mehr in Haag ansässigen wieder eine Gelegenheit ist, alte Bekannte zu treffen, ist auch inzwischen unser Weihnachts- und Osterabendessen eine feste Einrichtung.

Die Liste unserer Aktivitäten kann man sicherlich als lang und vielfältig bezeichnen. Leider war das Interesse nicht immer gleich groß, so daß wir gerade in den letzten Jahren nur wenig Vereinsleben pflegten. In den vergangenen beiden Jahren ist vielleicht eher wieder eine steigende Tendenz zu erkennen, zumindest setzen wir uns wieder konkret zusammen und planen für jedes Jahr ein fast schon wieder „schönes, rundes“ Jahresprogramm.

Gerade in jüngster Zeit kamen viele Hochzeitstermine dazu, die zum mehr oder weniger großen Leidwesen des Brautpaares natürlich immer mit musikalischen und theatralischen Kommentaren versehen werden mußten. Und kaum ein Jahr später gab es meist Gelegenheit, die glückliche Familie nach altem Brauch entweder mit einem langen Brett, darauf ein ebenso langes Brot oder - bei de Dirndl´n - mit anderen Geschenken, auf jeden Fall aber mit Musik voran zu besuchen. So betrachtet, müßte man sich doch sicherlich über die weitere Zukunft unserer Haager Kolpingsfamilie keine großen Gedanken machen, oder?

Hans Urban

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